Votum der Jury Nike 2022
Vor dem Hintergrund bedrückender Monotonie im deutschen Wohnungsneubau ragt dieses gemeinschaftlich orientierte Genossenschaftsprojekt der „Kooperative Großstadt“ in München in mehrerlei Hinsicht heraus: durch die erstaunliche Flexibilität des Nukleus-Wohnens, mit der auf sich ändernde Nutzungsanforderungen der Bewohnerinnen und Bewohner reagiert werden kann, die selbstverständliche Integration von Gewerbeflächen, den eigenständigen architektonischen Ausdruck des Bauwerks sowie das Engagement und den Mut der Bauherren, auf der Grundlage eines öffentlichen Architektenwettbewerbs ein beispielhaftes Wohnexperiment zu schaffen.
Rund 100 Menschen wohnen hier in unterschiedlichsten Wohnformen, die sich bei Bedarf zusammenschalten lassen – von kleinen Apartments über Familienwohnungen bis hin zu großen Wohngemeinschaften. Die Architektur der fünfgeschossigen, robusten Grundstruktur ermöglicht diese Wohnformen zwischen den Fassadenschichten aus Wintergarten und Balkon als hochverdichtete Packung von additiven gefügten Räumen. Der Variantenreichtum entsteht durch das flexible Befüllen der Tragstruktur – so können auf gleicher Fläche zahlreiche Individualräume oder auch Gemeinschaftsflächen geschaffen werden.
Die Jury erkennt in dem Bau eine „zeitgenössische Infrastruktur für verschiedene Lebensziele“, die den sozialen Anspruch ihres Konzepts auch in der rau-sinnlichen Ästhetik der Architektur widerspiegelt.